Sonntag, 20. Mai 2007
calzadilla de la cueza
don madiaz, 20:54h
kann mir diesen verdammten ortsnamen nicht merken. gozilla de la cueva? cannellonni de la casa?
puh..das war harter stoff! hart, da unspektakulaere landschaft und vor allem nass! ja, ich gehoere jetzt auch zu den ponchotragenden pilgerwichteln. kam mir anfangs noch vor wie ein zwei-mann-zelt auf der flucht. wenigstens weiss ich jetzt, dass mein teurer und atmungsaktiver poncho nicht atmungsaktiv, aber einigermassen wasserdicht ist. ist aber wirklich ein act, bis man das ding ueber den rucksack streift. man braucht auf jeden fall eine dritte und vierte hand dazu. muss man das ding alleine und auf offener flur bei starkem wind anziehen, ist man verratzt!
hab gestern beim abendessen m., einem grazer brieftraeger mitte 40, kennengelernt. aufgrund unserer suedlichen herkunft ist das eis schnell gebrochen und ich helfe ihm beim leeren seiner rotweinflasche. hinterher sind wir noch auf zwei bier in die bar. ich muss wirklich weniger trinken! selten hab ich einen pilger getroffen, dem religioese und spirituelle motive so wurscht waren. m. will mit seiner freundin einfach mal richtig wandern gehen. am abend schreibt er kein tagebuch, sondern errechnet mit deutscher gruendlichkeit auf zwei nachkommastellen genau sein stundenmittel fuer einzelne teilstrecken der etappen. anerkennend nimmt er zur kenntnis, dass ich zwischen 5 und 6 km/h unterwegs bin. faszinierend! offenbar interessieren ihn selbstreflexionen nicht die bohne! und er macht keinen hehl daraus. "...i wish i was like you. easily amused..." sang kurt cobain mal dazu. wahrscheinlich lebt es sich unbeschwert wirklich viel besser.
ich starte heute morgen um 6:15 uhr (!). es ist noch dunkel und trocken. da zwischen carrion de los condes und calzadilla de la cueza nichts als 17 km freies feld existiert, habe ich nur die wahl zwischen 20 und 37 km. ich entschliesse mich zu den 37km und laufe wieder meine 6 km/h.
nach einer halben stunde geht der erste schauer los. ein netter spanier hilft mir beim ueberstreifen des poncho.
ich habe heute nicht so viel tiefgang wie gestern. der schalk sitzt mir im nacken und ich werde vom regen abgelenkt. ich halte mich mit theatralischen ponchoausdruckstanz, unflaetigen liedchen, bloeden selbstgespraechen und erfundenen pilgerwitzen bei laune. die drei wichtigsten saecke des maennlichen pilgers: rucksack, schlafsack, hodensack. ein brueller! anfangs habe ich wegen dem fehlenden tiefgang noch ein schlechtes gewissen, merke aber, dass humor immer eine wichtige rolle in meinem leben gespielt hat. ich lache gerne und mag es dabei gerne auch deftig und unterhalb der guertellinie. ichbin oft ironisch und zynisch, mache scherze auf die kosten anderer, kann aber auch sehr gut ueber mich selbst lachen. wurde schon oft fuer meinen einfallsreichtum beim spruecheklopfen bewundert, kam oft aber auch voellig im falschen hals an, weil man mich nicht einschaetzen kann. ich freue mich ueber die bestaetigung fuer meine vorstellungen als klassenclown. ich nehme mir vor, meinen zynismus etwas zu daempfen und bei meinem humor etwas herzlicher zu werden. hups, jetzt bin ich ja doch wieder ernst! ansichten eines clowns...
hinter carrion de los condes beginnt die alte "via aquitana", eine mit dem lineal gezogene roemerstrasse durch unglaublich langweilige landschaft. hier muss ich auch meinen poncho wieder ueberstreifen. es regnet immer heftiger. auf halber strecke legt dann auch noch ein gewitter los. flaches land bietet zwar fuer blitz und donner eine ausgezeichnete akustik, kann aber auch ganz schoen gefaehrlich sein. das gewitter kommt naeher und mir geht die muffe. es nuetzt nichts. ich muss da jetzt durch. ich kann nur hoffen, dass nix passiert. die letzten km ziehen sich endlos. ich bin vom regen, dem steinigen, mit pfuetzen uebersaeten weg, dem wind und der faden landschaft richtig angepisst. endlich erereiche ich die albergue.

zahlreiche nass-klamme pilger sind schon da und ie heizung laeuft auf voller pulle. es riecht zwischen raubtierkaefig und tropenhaus. nasse pilger riechen wie nasser hund. lektion: es kann nicht nur immer sonnentage geben. nach dem regen kommt aber auch wieder sonne...
puh..das war harter stoff! hart, da unspektakulaere landschaft und vor allem nass! ja, ich gehoere jetzt auch zu den ponchotragenden pilgerwichteln. kam mir anfangs noch vor wie ein zwei-mann-zelt auf der flucht. wenigstens weiss ich jetzt, dass mein teurer und atmungsaktiver poncho nicht atmungsaktiv, aber einigermassen wasserdicht ist. ist aber wirklich ein act, bis man das ding ueber den rucksack streift. man braucht auf jeden fall eine dritte und vierte hand dazu. muss man das ding alleine und auf offener flur bei starkem wind anziehen, ist man verratzt!
hab gestern beim abendessen m., einem grazer brieftraeger mitte 40, kennengelernt. aufgrund unserer suedlichen herkunft ist das eis schnell gebrochen und ich helfe ihm beim leeren seiner rotweinflasche. hinterher sind wir noch auf zwei bier in die bar. ich muss wirklich weniger trinken! selten hab ich einen pilger getroffen, dem religioese und spirituelle motive so wurscht waren. m. will mit seiner freundin einfach mal richtig wandern gehen. am abend schreibt er kein tagebuch, sondern errechnet mit deutscher gruendlichkeit auf zwei nachkommastellen genau sein stundenmittel fuer einzelne teilstrecken der etappen. anerkennend nimmt er zur kenntnis, dass ich zwischen 5 und 6 km/h unterwegs bin. faszinierend! offenbar interessieren ihn selbstreflexionen nicht die bohne! und er macht keinen hehl daraus. "...i wish i was like you. easily amused..." sang kurt cobain mal dazu. wahrscheinlich lebt es sich unbeschwert wirklich viel besser.
ich starte heute morgen um 6:15 uhr (!). es ist noch dunkel und trocken. da zwischen carrion de los condes und calzadilla de la cueza nichts als 17 km freies feld existiert, habe ich nur die wahl zwischen 20 und 37 km. ich entschliesse mich zu den 37km und laufe wieder meine 6 km/h.
nach einer halben stunde geht der erste schauer los. ein netter spanier hilft mir beim ueberstreifen des poncho.
ich habe heute nicht so viel tiefgang wie gestern. der schalk sitzt mir im nacken und ich werde vom regen abgelenkt. ich halte mich mit theatralischen ponchoausdruckstanz, unflaetigen liedchen, bloeden selbstgespraechen und erfundenen pilgerwitzen bei laune. die drei wichtigsten saecke des maennlichen pilgers: rucksack, schlafsack, hodensack. ein brueller! anfangs habe ich wegen dem fehlenden tiefgang noch ein schlechtes gewissen, merke aber, dass humor immer eine wichtige rolle in meinem leben gespielt hat. ich lache gerne und mag es dabei gerne auch deftig und unterhalb der guertellinie. ichbin oft ironisch und zynisch, mache scherze auf die kosten anderer, kann aber auch sehr gut ueber mich selbst lachen. wurde schon oft fuer meinen einfallsreichtum beim spruecheklopfen bewundert, kam oft aber auch voellig im falschen hals an, weil man mich nicht einschaetzen kann. ich freue mich ueber die bestaetigung fuer meine vorstellungen als klassenclown. ich nehme mir vor, meinen zynismus etwas zu daempfen und bei meinem humor etwas herzlicher zu werden. hups, jetzt bin ich ja doch wieder ernst! ansichten eines clowns...
hinter carrion de los condes beginnt die alte "via aquitana", eine mit dem lineal gezogene roemerstrasse durch unglaublich langweilige landschaft. hier muss ich auch meinen poncho wieder ueberstreifen. es regnet immer heftiger. auf halber strecke legt dann auch noch ein gewitter los. flaches land bietet zwar fuer blitz und donner eine ausgezeichnete akustik, kann aber auch ganz schoen gefaehrlich sein. das gewitter kommt naeher und mir geht die muffe. es nuetzt nichts. ich muss da jetzt durch. ich kann nur hoffen, dass nix passiert. die letzten km ziehen sich endlos. ich bin vom regen, dem steinigen, mit pfuetzen uebersaeten weg, dem wind und der faden landschaft richtig angepisst. endlich erereiche ich die albergue.

zahlreiche nass-klamme pilger sind schon da und ie heizung laeuft auf voller pulle. es riecht zwischen raubtierkaefig und tropenhaus. nasse pilger riechen wie nasser hund. lektion: es kann nicht nur immer sonnentage geben. nach dem regen kommt aber auch wieder sonne...
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patrick_,
Sonntag, 20. Mai 2007, 23:56
Wandel der Zeit
Ich weiß noch, wie mich dein Humor als Kind traf. Mit zunehmendem Alter und Selbstvergleich jedoch, ich besitze ähnliche Züge innerhalb meines Humors, weiß ich langsam damit umzugehen.
Ich sah Freitag, im Fernsehen, eine von Hape Kerkeling durchgeführte Lesung von "Ich bin dann mal weg", die mir aufzeigte, wie wenig Spirituelles Hape wohl in seinem Gang auf dem Jakobsweg erlebte. Ich bin froh, dass du anders unterwegs bist und schon wesentlich mehr erlebt hast.
Weiterhin eine gute Reise.
Herzliche Grüße
Patrick
Ich sah Freitag, im Fernsehen, eine von Hape Kerkeling durchgeführte Lesung von "Ich bin dann mal weg", die mir aufzeigte, wie wenig Spirituelles Hape wohl in seinem Gang auf dem Jakobsweg erlebte. Ich bin froh, dass du anders unterwegs bist und schon wesentlich mehr erlebt hast.
Weiterhin eine gute Reise.
Herzliche Grüße
Patrick
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