Sonntag, 13. Mai 2007
azofra
vorab: allen muttis und grossmuttis erstmal alles liebe zum muttertag!!! ;o)

na also! heute schaut die welt doch schon wieder ganz anders aus. c. und ich haben gestern verinbart, dass wir heute alleine laufen und wir uns in der albergue treffen. hab heute nacht endlich mal wie ein stein 8 stunden am stueck geschlafen. um 6:30 uhr mache ich heute im halbdunkel auf meinen weg. mein fruehstueck besteht aus einem halben beutel studentenfutter, den ich beim laufen einwerfe. das alleinlaufen tut sehr gut. einige andiskutierte themen setzen sich und einige haltungen koennen ueberdacht werden. quintessenz meiner ueberlegungen: du musst langsamer gehen und mehr geniessen! die gestrige gewaltetappe ging ganz schoen an die substanz und hat mich letzendlich dochg nicht weitergebracht. heute ist tag 9 von 49 und ich ueberschreite heute bereits die 200 km grenze. ich muss mir einfach mehr zeit lassen!

habe gestern vor dem einschlafen noch den passenden abschnitt aus meinem hape-hoerbuch gehoert und mich wahnsinnig auf die steinmaennchen gefreut. doch: die steinmaennchenarmada war eine reine enttaeuschung. was ich mir als endloses areal zigtausender steinmaennchen vorgestellt habe, entpuppt sich als seelenloser und fader 25-quadratmeter-steinhaufen...was fuer eine enttaeuschung! da gingen mir gestern die wirklich unzaehligen zwei-aeste-kreuze, die pilger in die maschendrahtzaeune neben der autobahn eingearbeitet haben, wesentlich naeher. meine lektionen: versuche nie die welt durch die augen eines anderen zu sehen. jede erwartung kann herbe enttaeuscht werden, wenn sie ueberzogen ist.

komme heute auch an dem deutschen gedicht vorbei, dass hape so viel kraft gegeben hat. es handelt sich um die zeilen eines pilgers, die auf einen haesslichen betonzaun geschrieben wurden. es erinnert mich an graffitti auf der berliner mauer. ich fotografiere es trotzdem vorschriftsmaessig wie eine sehenswuerdigkeit.

in najera merke ich, dass ich immer noch zu schnell bin. habe eine stunde weniger als im rother wanderfuehrer veranschlagt gebraucht. kurz nach najera lese ich einen unverstaendlich nuschelnden spanier auf, der offenbar froh ist einen deutschen zu treffen, der sich im spanisch probiert. muss allerdings jeden satz drei bis viermal hinterfragen und verstehe ihn trotzdem noch nicht. aus dieser situation rettet mich dann gottseidank c. er hat mich zwischenzeitlich eingeholt, da ich mich heute zum ersten mal kurzzeitig verlaufen habe.

es kommt heftiger wind auf. das letzte stueck fuehrt ueber ueppige gruene kornfelder, die vom wind malerisch wie ein unruhiges meer aufgewuehlt werden. um 11:30 uhr erreichen wir bereits die nagelneue albergue von azofra. wir sind begeistert, da wir ein doppelzimmer bekommen. heute nacht werden wir endlich mal schnarch- und raschelfrei schlafen. wir beschliessen, kuenftig kleinere etappen zu gehen, um so mehr zeit fuer land, leute und meditation zu haben. prompt finden wir auch noch anschluss bei neuen interessanten leuten...es kommt also immer auch auf die eigene einstellung an.

nach dem einkaufen trinken wir in der bar des ortes einen cafe con leche. dort herrscht die unvergleichliche atmospaehre spanischer lebensfreude. die dorfaeltesten trinken wein neben den aufgetackelten chicas. die hombres gucken formel eins und kommentieren lautstark. die geraeuschkulisse ist ohrenbetaeubend...doch ich bleibe trotzdem nur zu gerne sitzen, beobachte und geniesse...

da wir heute viele zeit haben, gehen wir am nachmittag spazieren. ich kann mich an den bewegten kornfeldern gar nicht satt sehen...

c. erzaehlt mir von taize. er war in den letzten jahren oefters dort und wurde ein richtiger fan. u. a. musste er sich den gottesdienst anschauen, in dem taize-gruender, frere roger, von einer geisteskranken frau erstochen wurde. krass! seine erzaehlungen und meine vorkenntnisse machen taize zunhemend interessant fuer mich.

heute werden wir zum ersten mal in der pilgerkueche kochen. das erste warme essen seit der paella letzten sonntag! morgen werden wir erst um 7:00 uhr aufstehen, in der bar unser desayuno nehmen und es ruhig angehen. unser ziel wird santo domingo del calzaba, die stadt des huehnerwunders, sein.

...what the difference a day make, 24 little hours...

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