Donnerstag, 10. Mai 2007
estella
heute werde ich mich kuerzer fassen, da ich etwas schreibfaul bin und mal einen tag pause von den hochtrabenden themen brauche.

gestern habe ich noch in dem schoenen garten der albergue gepicknickt. ein niederlaendischr sozialpaedagoge leistet mir gesellschaft. das anfangs interessante gespraech driftet immer mehr in richtung esoterik und fliessende energiestroeme ab...ich soll unbedingt nachschauen, welche bedeutung bei den schamanen das wildschwein hat, das mir neulich ueber den weg lief. das sei eine wichtige botschaft fuer mein weiteres leben...als er mir sagt, dass er heute bitterlich geweint habe, weil er das ende seiner 25-jaehrigen beziehung endlich verarbeitet habe, werde ich misstrauisch. er erzaehlt mir dann von seinem mann (!). zeit fuer mich zu gehen! offenbar war ich genau sein beuteschema und soll ihn ueber diese schwere zeit hinwegtroesten. aber nicht mit mir! obwohl er in einem anderen schlafsaal schlaeft, stecke ich mir drei weinkorken in den arsch und sichere meine unterhose zusaetzlich mit leukoplast...

ich starte heute sehr bald um 6:45 uhr, um der hitze auszuweichen. nach bereits 500m heftet sich vicenta, 47 jahre aus barcelona an meine fersen. da ich bislang kaum spanisch sprechen musste, bin ich froh ueber diese moeglichkeit der konversation. ich stottere ich mich durch die ersten saetze. nach einiger zeit verstehe ich zumindest den groben sinn und kann mich mit etwas nachschlagen sogar einigermassen fluessig unterhalten. bei einem heftigen anstieg verabschiede ich mich dann von ihr. ich nehme mir vor, mir kuenftig mehr spanische sparringspartner zu schnappen. nur durch staendiges ueben werde ich weiter sprachgefuehl aufbauen. ich wandere im folgenden alleine und lerne dabei spanisch. mittels langescheidt woerterbuch bastle ich mir nuetzliche saetze.

ich treffe dann auf eine 54 jaehrige koreanerin, die mir ihre lebensgeschichte erzaehlt. sie klettert leidenschaftlich gerne und wird dabei gerne von juengeren maennern bewundert. sie praktiziert zen-meditation und ist katholikin. sie lobt meine englische aussprache. sie kann das gut beurteilen, schliesslich war sie frueher an einer koreanischen highschool english-teacher. ich spreche besser und fluessiger als sie.

die landschaft ist nach wie vor sensationell. die salbungsvollen huldigungen der letzten tage gelten heute gleichermassen. heute sehe ich das erste mal olivenhaine...ach koennte doch jeden tag spanien sein...

nach 26 km auf und ab erreiche ich um 12:30 uhr mein heutiges ziel "estella". die albergue ist ein wenig siffig, der hospitalero aber nett. ich treffe auf einige bekannte gesichter. mit schmerzverzerrtem gesicht kam gerade rudi zur tuer herein...ueber den pilgerfunk erfahre ich, dass der niederlaender nach mir gefragt hat...hilfe!

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