Montag, 7. Mai 2007
zubiri


hab heute nacht gerade mal drei stunden geschlafen. hab wohl anpassungsstoerungen mit neuen schlaf-situationen (stockbett oben, schnarchkonzerte, pilgerpupse,...). das wird sich im laufe des weges wohl noch geben. punkt 6:00 uhr ging das licht an, damit das refugio um 8:00 uhr geraeumt ist.

das wetter ist entgegen der gestrigen vorhersage bescheiden. irgendwo zwischen nieseln und richtigem regen. nachdem wir rucksackkondom und regenjacke uebergestreift haben, starten wir kaffeelos (die beiden restaurantes oeffnen erst um 8:00 uhr) um 7:15 uhr. wider erwartens haelt sich der muskelkater in grenzen. der fuehrer beschreibt den heutigen weg als traumhaftes landschaftliches erlebnis. im ersten abschnitt unterscheidet er sich in punkto flora, fauna und den geruechen nur unwesentlich vom leo-jobst-gedaechtnisweg bei ebermannstadt.

r. und ich nutzen dieses erstes wegstueck fuer einen gedankenaustausch zu religion, spiritualitaet, aberglaube, gott und die welt. an und fuer sich ist er schon ganz okay. er leidet nur etwas an permanenten idiomatischen diarrhoe. oder anders: er plappert in einer tour...dabei interessiert es ihn nicht weiter, ob ihn ueberhaupt jemaden zuhoert. das ist auf dauer sehr anstrengend. hab ihm heute angedroht, dass sich unsere wege spaetestens in pamplona (vorauss. morgen abend) trennen werden. er traegt es mit fassung...

der weg wird zunehmend pappeliger. auf einem teilstueck hetscheln wir eine gute halbe stunde auf rotem lehm munter herum.

gegen mittag reisst es dann endlich auf und die sonne kommt raus. prompt eroeffnet sich ein blick auf wirklich zauberhafte gebirgslandschaften. na also, so macht das gleich viel mehr spass...

mache dann die bekanntschaft mit einem netten maedel aus quebec in franzoesisch-kanada. sie geht den camino als abschliessendes sahnetuepferl nach einem einjaehrigem spanisch-studium in madrid. sie ist eigentlich radiomoderatorin und moechte sich trotz dieses scheinbar spannenden jobs beruflich umorientieren. offenbar erscheint das, was man gerade nicht hat, immer reizvoller. mit ihr entwickelt sich ein sehr anregendes gespraech auf englisch, bei dem rudi mangels sprachkenntnisse leider draussen bleiben muss. es tut wirklich gut, mal wieder mit jemand anderem zu reden...

aprops r. - er entwickelt sich immer mehr zum rennschwein. da komme selbst ich kaum noch hinterher. eigentlich wollte ich mich ja entschleunigen. in r.`s windschatten bin ich allerdings immer unter den ersten des tages an. ich muss mir diesen hoeher-schneller-weiter-trieb unbedingt noch abgewoehnen.

quasi als lektion verordne ich mir nach nur knapp 20 km marsch im mittelschweren gelaende bereits in zubiri meinen heutigen schlafplatz in der herberge, die mein fuehrer als geheimtipp handelt. da wir heute wieder eine tagestour in einem halben tag geschafft haben, habe ich tatsaechlich kurzzeitig darueber nachgedacht, eine weitere route dranzuhaengen. jetzt bin ich aber froh, mich anders entschieden zu haben. nach erfuellung meiner pilgerpflichten (duschen, waesche waschen, rucksack umpacken,...) habe ich jetzt den nachmittag zu meiner freien verfuegung.

hab jetzt gerade noch den jungen deutschen aus der kirche von gestern getroffen. er entscheidet wirklcih auf dem weg, ob er priester werden soll...

seltsame erkenntnis am rande. ich habe einen fetisch auf schwarze nacktschnecken... sie haben eine so wunderbar formvollendete feuchte oberflaeche. am liebsten wuerde ich sie mir schnappen und drueber lecken...sie sehen wie gummibaerchen aus...hmm...lecker!

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