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Sonntag, 6. Mai 2007
kloster roncesvalles
don madiaz, 17:11h

was fuer ein brett! 1200 hoehenmeter bei 26 km aufstieg. mein rentnerfreund r. (wir sind mittlerweile per du) zeigt sich unerwartet zaeh und laesst sich trotz einer nicht voellig ausgeheilten baenderverletzung nicht abschuetteln. ich habe heute jedenfalls gelernt, dass ich die warnungen meines wanderfuehrers ernst nehmen muss. kam heute doch tatsaechlich kurzzeitig in den unterzucker. drei meiner vier powerbars sind schon weg.
habe bis auf laermende franzosen, die um 23:00 uhr lustige chansons anstimmten, recht gut schlafen koennen. ich schnarche wohl wirklich "muy fuerte", wie mir rentner-r. bestaetigte. die beiden italiener, die noch im zimmer waren, meinten aber "dont worry about it".
wettermaessig wars heute eher suboptimal. "tres decouvertes" (sehr bedeckt) wie unsere haus-schamanin heute frueh uns beim loslaufen mit auf den weg gab. immerhin hatten wir am anfang etwas sonne und konnten so wenigstens etwas die tolle aussicht geniessen. spaeter war es dann saukalt. ich lief mit unterhemd, dickem wanderhemd, fleece und windjacke und haette noch handschuhe brauchen koennen. die sicht durch den wolkennebel betrug teilweise nur 20-30 m. schade - laut wanderfuehrer ist mir so die landschaftlich schoenste etappe entgangen. tja, die sonne scheint immer, man sieht sie nur manchmal wegen der vielen regenwolken nicht.
der camino ist nicht so stark frequentiert, wie ich es gestern befuerchtet habe. man trifft immer wieder auf die gleichen pilger aus aller welt. hauptsaechlich sind spanier, franzosen, italiener und natuerlich reichlich deutsche unterwegs. komme mir schon als richtiges sprachgenie vor. kam mit meinem reste-schulfranzoesisch gut durch und konnte mich richtig verstaendigen. ma gucken, wie das jetzt mit dem meinem spanisch klappten wird.
highlight des tages waren drei franzosen, die allesamt den gleichen regenponcho und dazu kurze hosen trugen. sie sahen aus wie pilgernde mainzelmaennchen-exhibtionisten. der hammer dann, als sie mir dann beim zuegigen vorbeigehen absolut synchron und im originalen gunnaaaabend-ton einen "booonjouuur" wuenschten. musste mich im weiteren verlauf immer wieder lachkrampfbedingt wegschmeissen...
die unterkunft ist wider erwartens ganz nett. ein hauch von pilgerschullandheim. in einem alten gothischen sakralbau wurden ca. 80 stockbetten hineingestellt. es gibt grade mal zwei duschen fuer knapp 40 maenner. und meine war zudem noch fucking cold. aber: der pilger dankt - nur der tourist verlangt...meine bettnachbaren haben mir auch schon versichert, dass sie auch schnarchen...es darf gesaegt werden.
die vier hospitaleros sind allesamt hollaender. sie machen das ehrenamtlich einmal pro jahr fuer zwei wochen , weil sie selbst begeisterte pilger sind. ich bin von ihrer lockeren und hilfsbereiten art sehr angetan. die zweite lektion in demut: du darfst nicht immer nur nehmen, sondern musst auch mal geben...
im aufenthaltsraum gibt es eine komplett gefuellte regalwand mit unnoetigen dingen, die pilger hier hinterlassen koennen, um so fuer andere pilger zur verfuegung zu stehen. vom schluepfer bis zur 2x2m-mega-isomatte findet sich hier alles. eine nette art, um sachen mit anderen zu teilen...komischerweise werden hier nur dinge hinterlassen . ich hab niemanden gesehen, der sich etwas mitgenommen haette. offenbar sind alle pilger zu stark bepackt und haben angst vor dem kreiskrankenhaus pamplona. naechste lektion: man braucht nicht wirklcih viele dinge zum leben...
als ich vorhin auf einer bank in der sonne sass und und den dreckigen dreadlock-langhaarschafen (einmal spitzen schneiden bitte!) vor einem sonnendurchfluteten allgaeu-bergpanorama beim faulenzen zusah, wurde ich von einer tiefen zufriedenheit erfasst. ich bin sehr dankbar, dass ich das hier machen darf...trotz der einfachen unterkuenfte und bedingungen ist das hier der pure luxus...
war heute sogar in der pilgermesse. neben mir ein sehr frommer deutscher anfang 20. sein demostratives hingekniee machte mir angst. wollte ihn danach nach den gruenden fuer seine augenscheinlich ehrliche hingebung fragen, hab ihn aber leider nicht mehr erwischt. wurde von vier pastoren (oder wie das bei der anderen fraktion auch immer heisst) mit julio-iglesias-stimme pilgergesegnet . kann ja auch bei einem protestanten nicht schaden ;o)
habe gerade in einer typisch lauten und ueberfuellten spanischen bar eine leckere vegetarische paella gegessen. hinterher sass ich noch bei reichlich englisch-deutsch-spanisch-durcheinander mit einem italiener und zwei deutschen bei einem bier zusammen. es tut wirklich gut, dass man hier so ohne weiteres mit leuten ins gespraech kommt. es waere schoen, wenn ich mir diese ungezwungenheit mitbringen koennte...
bin jetzt mal auf das schnarchkonzert und die geraeuschkulisse von 80 pilgern gespannt...
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